UHU – Morgen ist es soweit!
Morgen ist es soweit!
Heute habe ich die letzte Chance, etwas darüber zu schreiben. Die letzte Chance vor meinem 50. Geburtstag.
Morgen werde ich 50! Ich werde ein halbes Jahrhundert. Zwei mal ein viertel Jahrhundert.
5 Dekaden. 50 Jahre.
Oh, mein Gott 50!
Ab morgen bin ich dann nur noch UHU – unter hundert.
Von nun an geht´s bergab! In freiem Fall ab nach unten! Und wenn ich auf dem Boden aufklatsche ist es vorbei. Aus! Schluss! Klappe zu!
Weil! Weil! Ja, weil …
Fünfzig ist kurz vor sechzig, sechzig ist kurz vor der Rente und Rente ist kurz vor Scheintod. Hilfeeeeeeeee! Mein Leben ist vorbei. Ich glaube, ich gehe morgen nicht feiern sondern suche einen Bestatter auf und schaue mir mal die aktuellen Sargkollektionen an, bestelle Blumen und organisiere meine Beerdigung.
Äh! Was bitte?
Ich muss gestehen, auch ich dachte einmal so. Diese Gedanken hatte ich, als ich auf meinen vierzigsten Geburtstag zusteuerte. Damals hatte ich die absolute Krise. Ich habe mich total alt gefühlt, beziehungsweise dachte ich, dass ich jetzt total alt werde. War aber nicht so. Ich bin nicht total alt geworden. Ich fühle mich jünger denn je, und das mit einem Tag vor meinem 50. Geburtstag.
Aber der Reihe nach.
Erfahrungen mit 20, 30 und 40
Üblicherweise haben Frauen ihre Krise wenn sie Dreißig werden. Mit Dreißig ist das schöne Partyleben vorbei, man wird gesetzter, heiratet, bekommt Kinder, baut ein Haus und schafft sich einen Hund an. Die Abende verbringt man zu Hause, weil man auf Kinder und Hund aufpassen muss. Man sitzt im Wohnzimmer vor dem Fernsehen und sieht das Leben an sich vorbeiziehen. Das Leben wird langweilig und man ist erwachsen.
Tja, so denken die meisten.
Ich nicht. Ich hegte die Vorstellung, dass ich mit 30 endlich mal erwachsen werde. Erwachsen, angesehen, Karrierefrau, durchsetzungsfähig, halt total die Powerfrau. Aber Pustekuchen! Ich wurde zwar 30 aber immer noch nicht erwachsen. Das langweilige Leben musste ich allerdings auch noch suchen gehen. Das kam nicht einfach vorbei und hat „Hallo“ gesagt. Das langweilige Leben wollte von mir nichts wissen. Gut so. Mit 30 hatte ich also keine Krise.
30
Ich wurde 30. Wir, der weltbeste Ehemann und ich, bekamen erst ein Kind, bauten ein Haus, bekamen ein zweites Kind und auch einen Hund. Und mein Leben war zwar nicht der Brüller aber auch gar nicht langweilig. Ein Leben mit zwei kleinen Kindern enthält halt in der Regel eher weniger durchfeierte Partynächte, aber langweilig wurde es uns nicht. Wir habe uns Ersatz gesucht. Wir haben seltsame Hobbies angefangen, die uns an den Wochenenden mit Kind und Kegel und ohne Hund durch ganz Deutschland geführt haben. In meinen Dreißigern hatte ich also durchaus Spaß und bin nicht vor Langeweile gestorben.
So langsam und allmählich wanderten meine Geburtstage Richtung 40. Und da bekam ich meine Krise. Weil 40 ist kurz vor 50, 50 ist fast schon 60, 60 ist Rente und Rente ist kurz vor Scheintod.
Mir ging es gar nicht gut. Ich fühlte mich langsam echt alt. Alt und fett und hässlich. Der weltbeste Ehemann hat mir zwar immer bestätigt, das ich nicht alt bin und nicht fett und schon gar nicht hässlich. So ein Doofmann, ich habe doch einen Spiegel!
Aus heutiger Sicht hatte der weltbeste Ehemann recht, weil heute bin ich älter, fetter und hässlicher – aber dazu später mehr.
40
Ich hatte also die „Ich werde 40“-Krise. Mein Leben ist vorbei. Ich lege mich jetzt hin und fange an zu vermodern.
Nun das habe ich dann doch nicht getan, sonst könnte ich ja jetzt hier nichts schreiben und der geneigte Leser hätte nichts zu lesen.
Stattdessen habe ich einfach mal beschlossen, dass ich in Zukunft alterslos bin. Und ich werde in Zukunft nur noch 39! Erst 39, dann 39a, 30b, 39c und so weiter. Wenn ich 39z werde, dann gehe ich in Rente.
Dieser blöde Spruch hat mir doch wirklich über die ersten Jahre mit der „4 davor“ geholfen. Als ich dann 44 wurde, also kurz vor Halbzeit in dem Lebensjahrzehnt, hatte ich mich an die „4 davor“ gewöhnt. Mein Problem, dass ich mich jetzt in den Vierzigern befinde, hatte sich sang und klanglos verkrümelt und in Luft aufgelöst.
Unser Leben wurde auch leichter. Mit jedem Jahr, dass die Kinder älter wurden, wurde es einfacher. Irgendwann waren die Kinder soweit, dass wir sie nicht mehr überall hin mitnehmen mussten, sie konnten zuhause bleiben. Gut für mich! Ewig gelangweilte und nörgelnde Teenager am Rocksaum hängen zu haben, fördert nicht gerade den Spaßfaktor für die Eltern. Die ersten Male allein zu Hause, mussten unsere Mädels – erst das Eine und später auch das Andere – zu Oma gehen und dort schlafen, dafür durften sie aber tagsüber zu Hause sein und konnten gleichzeitig auf den Hund aufpassen.
HA! Zwei Fliegen – eine Klappe!
Später war auch Schlafen bei Oma abgesagt und sie haben uns weder das Haus angezündet noch wilde Orgien gefeiert. Die Partys wurden nur deshalb nicht gefeiert, weil sonst hätten die Mädels ja hinterher aufräumen müssen. Die Erstgeborene erklärt uns schon seit längerem – Achtung Lebensweisheit der Erstgeborenen: „Sei niemals der Gastgeber!“
Mir soll´s recht sein.
Wie schon geschrieben, das Leben wurde einfacher und leichter. Ich habe mittlerweile viel Zeit für mich und das was mich interessiert. Wir – der weltbeste Ehemann und ich – fahren in ganz Deutschland rum, besuchen Freunde und gehen auf Events. Zwischendurch hatten wir uns im Hobby stark engagiert, aber in letzter Zeit haben wir das wieder auf ein Normalmaß reduziert und uns geht es echt gut. Ok, einen Lottogewinn, mit dem ich mich zur Ruhe setzen kann, würde ich jetzt nicht ausschlagen. Aber uns geht es gut. Im Großen und Ganzen können wir tun und machen was wir wollen. Was will man mehr.
Und jetzt kommt alt und fett und hässlich – die Zweite.
Es gab einen Punkt an dem konnte ich mich selbst nicht mehr sehen. Also wirklich im Spiegel ansehen. Ich fand mich langweilig. Ach ja, und alt und fett und hässlich. Daraufhin bin ich zum Frisör gegangen, Haare ab und ich wurde brünett. Ich war schon blond, straßenköterblond, rot, rotorange und sogar blau. Blaue Haare natürlich, nett was der geneigte Leser nun schon wieder denkt. Es kam also eine neue Frisur und ich habe beschlossen, mich mal mit meinem Aussehen zu beschäftigten. Wer meinen Blog aufmerksam liest, weiß, dass ich ein Schlumpf bin ( hier ).
Nachdem es mir irgendwann langweilig war, habe ich beschlossen, mit dem Bloggen anzufangen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, so wie es mir geht, geht es andern auch und vielleicht haben meine Leser ja Lust zu beobachten, wie ich versuche endlich gut auszusehen. Das macht mir Spaß. Dafür hätte ich gerne noch viel mehr Zeit.
Alle zehn Jahre was Neues.
Ich habe festgestellt, dass ich so alle zehn Jahre etwas Neues mache. In meinen Zwanzigern habe ich meine Karriere als Malermeisterin vorangetrieben, in den Dreißigern war Familie das Hauptthema, mit 40 habe ich unsere Firma aufgemischt und jetzt werde ich 50. Mal sehen was mir das neue Jahrzehnt bringt. Ich blogge, das ist ja wieder was Neues – vielleicht werde ich ja in meinen Fünfzigern ein Blogger-Star – keine Ahnung – wir werden sehen.
Eins kann ich aber definitiv sagen:
Heute ist die beste Zeit meines Lebens.
Der Kram, der mich in meiner Jugend mit 20 und 30 tangiert und aufgeregt hat, entlockt mir heute nur noch ein müdes Lächeln. Dinge, die ich in meinen Vierzigern erlebt habe, haben mich weiter gebracht und ich habe mich zu einem – meistens – zufriedenen Menschen gemacht. Ich kann mittlerweile sagen, dass ich erwachsen geworden bin. Das, was ich eigentlich ja schon mit 30 werden wollte. Mein erwachsen sein fällt mir allerdings immer nur dann auf, wenn ich mir ansehe, wie sich das Jungvolk in meiner Umgebung verhält. Dann denke ich mir immer nur: „Gott sei Dank, bin ich aus dem Alter raus!“
Was will ich mehr?
Heute ist die beste Zeit meines Lebens und so soll es, bitteschön, auch bleiben!
Eure Dorit
Zu meinem 50. Geburtstag wird es übrigens eine riesen Party geben.
Und weil ich es mir in meinem Alter leisten kann, wird alles Pink und Rosa und mit ganz vielen Flamingos. Es wird fürchterlich! Ich freu´ mich drauf! 🙂
4 Comments
Eveline
Haha… dein letzter Satz ist unschlagbar gut! Dir zum Trost: ich bin 53 und auch die 5 davor bescherte mir keine Kopfschmerzen. Im Gegenteil: die Rente rückt näher. JUCHU!
dorit
Danke schön 🙂 Rente, ja sie rückt näher, aber derzeit brauche ich noch ein Fernglas, um sie zu sehen 😉 Hab´ immo so viel vor, dass ich daran eigentlich gar nicht denke. Mein nächstes richtig großes Ziel ist eine Neuseelandreise zur Silberhochzeit mit dem weltbesten Ehemann……in sieben Jahren 😉 Ist noch ein bisschen Zeit zum Planen 🙂
Lony
Mensch Dorit, ich bin gerade hier gelandet (ich glaube, vor einiger Zeit war ich schonmal hier, habe dich aber wieder aus den Augen verloren, jetzt bookmarke ich Dich!!) Du hast einen tollen Stil zu schreiben und ich haben schmunzelnd bis zum Schluss gelesen, bist eine richtig Sympathische!!! Na, dann wünsche ich Dir jetzt schon einen tollen Geburtstag (oder war er schon?)… ich muss hier mal noch eine Runde in deinem Blog stöbern. Ganz liebe Grüße an Dich, eine Mitstreiterin (auch auf dem Weg zur 50 ;-), Lony vom Mathildeblog x
dorit
Hallo Lony,
spät kommt meine Antwort, doch hier ist sie 🙂 Danke schön, dass Dir mein Blog gefällt. Wenn ich ein Thema habe fällt mir das Schreiben leicht, dann rattern die Buchstaben nur so runter. Vor allem möchte ich Unterhalten, das scheint mir ja zu gelingen ;).
Freut mich, Dich jetzt öfter hier zu sehen. Mein Geburtstag war schon und eine rauschende Party hatte ich auch unter dem Motto “Pretty in Pink und Flamingos”. Das war die beste Party, die ich je hatte und alles in Rosa und Flamingos bis morgens um halb vier 🙂
LG Dorit