Weihnachten *Ende*
27. Dezember, draußen liegt der Schnee zwei Meter hoch und es schneit immer weiter. Im Kamin prasselt munter ein warmes Feuer. Auf dem Tisch steht Glühwein und süße Leckereien. Die Kinder sind draußen Schlittenfahren. Die glücklichen Familienbesuche bei Oma und Opa und Tanten und Onkeln mit opulenten Festmahlen sind vorbei. Die Besuche im Kreise der großen, glücklichen Familie sind vorüber. Die Geschenke sind ausgepackt und endlich haben der weltbeste Ehemann und ich Zeit, auf dem Sofa zu sitzen und im Partnerlook-Schlafanzug zu kuscheln und in den wunderbaren Erlebnissen der letzten Tage zu schwelgen. Wir haben noch zwei Wochen Urlaub und genießen die schöne Zeit zu Zweit…….
*args* Tagtraum Ende!
Es ist immer noch der 27. Dezember, draußen liegt gar kein Schnee. Die Heizung ist an und der Kamin ist aus. Die Kinder liegen bis Mittags im Bett und ich gehe ins Büro ein bisschen was arbeiten.
Anstelle von Glühwein trinke ich Unmengen von Kaffee, um halbwegs wach zu werden. Aber eins ist wie in meinem Tagtraum, Weihnachten ist vorbei. Weihnachten hätten wir für dieses Jahr mal wieder hinter uns gebracht. Weihnachten gibt es erst nächstes Jahr wieder.
Ach wie gut, jetzt haben wir fast ein ganzes Jahr Zeit um das Fest aller Feste, das Fest der Liebe, die besinnlichen Tage, die stille Zeit zu planen. Es soll doch wieder das Schönste aller Feste werden.
“Wenn die stille Zeit vorbei ist, dann wird´s auch wieder ruhiger!”
(Karl Valentin)
Da freue ich mich viele Monate im voraus auf Weihnachten. Jedes mal denke ich, das wird ruhig und gemütlich. Diesmal möchte ich auch die Adventszeit genießen. Und jedes Mal kommt der Dezember. Viel Arbeit steht an. Grundsätzlich gibt es in der Firma Katastrophen, die auf den letzten Drücker noch geregelt werden müssen. Weihnachten muss in der Firma geplant werden. Geschenke für alle, nur nicht für die Familie, werden gekauft und gepackt.
Und plötzlich steht der 24. vor der Tür und es ist Weihnachten. Das Vorweihnachtsgefühl hat mit mir Verstecken gespielt und gewonnen. Ich hab´ es nicht gefunden.
Die Tage brechen an und gehen vorüber, fast wie ein normales Wochenende. Weihnachten ist vorbei und ich sitze im Büro und überlege, was ich jetzt tun soll. Weil eigentlich bin ich nur müde und mag ins Bett.
Und das ist auch gut so!
Im laufe der Jahre haben wir uns unser Weihnachten so zurechtgestutzt, wie es uns am behaglichsten ist. Es gibt keine großartige Kocherei mit Gans und Wild und Braten und sieben Gängen. So etwas haben wir früher wirklich mal gemacht. Heute nicht mehr. Ich möchte nämlich auch Weihnachten haben, faul sein und mich auf´s Sofa hauen.
Heiligabend, kurz vor Mitternacht, ein paar Jahre ist es schon her. Die Kinder waren noch klein und im Bett. Die Geschenke waren ausgepackt und der Rest der Familie war auch eben nach Hause gegangen. Just in diesem Moment saßen der weltbeste Ehemann und ich auf der Couch – vollgefressen, abgefüllt und in Erwartung der Kochorgien am nächsten Tag. Unsere einzige Reaktion war: “Wir haben keinen Bock!”
Klar, mögen wir Gänsebraten und Wildgulasch. Am besten, wenn es jemand anders für uns kocht. Und am besten nicht drei Tage hintereinander. Wir saßen also da und überlegten was wir eigentlich gerne Essen. Die einhellige Antwort war “Nudelauflauf”. Also haben wir unsere Kochorgie durchgezogen und im Jahr darauf gab´ es wirklich Nudelauflauf. So viel, dass wir am 1. und am 2. Weihnachtstag Nudelauflauf gegessen haben. Das war toll. Tage vorher vorbereitet und ins Eis geschmissen. Dann einfach nur aufgetaut und im Ofen gebacken. Fast keine Arbeit! Ganz viel Zeit und null, Null, NULL Küchenstress für mich!
So soll es sein! So will ich es haben!
Die Famile war glücklich, was will man mehr. Mittlerweile gibt es keinen Nudelauflauf mehr, dafür aber Fondue und Raclette. Der Aufwand in der Küche ist auch nicht größer. Wir stellen einfach alles auf den Tisch und jeder kocht für sich selbst. Danach kommt das Geschirr in die Spülmaschine und die Familie hat Zeit für anderes.
Spiele spielen, das tun wir sehr selten übers Jahr, aber an Weihnachten sitzt die ganze Familie – Vater, Mutter, zwei Töchter, Schwäger und Freunde – um den großen Tisch und zockt. Siedler, Zug um Zug, Poker und dieses Jahr neu “Anno”, das mich ein bisschen an Trivial Pursuit erinnert. Darin war ich immer gut, das macht mir Spaß. Abends guckt die ganze Familie irgendwelche neuen Filme, schlürft das eine oder andere leckere Getränk und futtert Tütenweise Chips und Knabberzeug.
Was will man mehr? Das ist glücklich sein!
Tja, und dann ist es, so plötzlich wie es gekommen ist, auch schon wieder vorbei. Weihnachten hätte durchaus länger dauern können. Mehr Tage ausschlafen und faul sein, das wär schön.
Und deshalb sitze ich im Büro und bin müde.
Glücklicherweise kommt ja bald Silvester…..ich könnte mich ja mal in den Planungstrubel stürzen und ein Superduper-Silvester organisieren.
Oder es gibt einfach nur Kartoffelsalat und Freunde wie jedes Jahr.
Eure Dorit
Frage: Wie sieht Euer Weihnachten aus?